Wärme und Gemütlichkeit verbreiten Feuerstellen bereits seit Jahrtausenden. Doch der Weg von ersten rudimentären Feuerstellen hin zu modernen Kaminöfen war lang. Schon im Mittelalter jedoch nutzten die Menschen Kamin-Technik, die dem modernen Ofenbau sehr nahe kommt.
Küchenherd in einer mittelalterlichen Burg (Bildquelle: © portishead5 – Fotolia.com)
Heizung und Herd: Feuerstellen als Urahnen heutiger Kamine
Um die eigenen Behausungen zu erwärmen, fanden unsere Vorfahren schon in der Antike Gefallen an funktionalen, gemauerten Feuerstätten, die zum Teil ausgeklügelte Heizungssysteme betrieben. Kein Wunder deshalb, dass die noch heute gängige Bezeichnung „Kamin“ dem römischen Wort „Caminus“ sehr ähnlich ist. Schon damals setzte man übrigens röhrenförmige Abzugssysteme ein, um den Rauch von den Feuerstellen nach draußen zu leiten. Eher rückschrittlich ging es im Kaminbau nach dem Niedergang der antiken Kulturen zu: Die Menschen im frühen Mittelalter begnügten sich meist mit offenen Feuerstellen, der Rauch zog durch kleine Löcher in der Decke mehr schlecht als recht ab.
Die Anfänge des Ofenbaus im Mittelalter
Mit dem Aufkommen des Burgenbaus und der Errichtung fester Steinhäuser für das Bürgertum im 12. Jahrhundert begann jedoch eine echte Blütezeit für Holzofen und Co.: Statt in der Raummitte wurden die Feuerstellen zunehmend an den Rand verlegt, der Schornstein als effizienter Rauchableiter hielt Einzug. Außerdem wurden die offenen Feuerstellen zunehmend mit Lehm und Steinen ummauert – und seit dem 14. Jahrhundert sogar verkachelt: der Kachelofen war geboren!
Der klassische Kaminofen hingegen stammt aus dem Nordischen: Der dänischen Firma Rais wird die Erfindung dieser Heizungsart zugeschrieben – auch wenn die simpel gebauten Öfen, bestehend aus mehreren um eine Feuerstelle angebrachten Eisenplatten, seltsamerweise als „Schwedenöfen“ in den Sprachgebrauch eingingen.
Während man unter Kaminen über Jahrhunderte hinweg offene oder mit Metall ummantelte Feuerstellen verstand, die in dem Raum betrieben wurden, den sie beheizen sollten, wurden Kachelöfen traditionell meist von einem angrenzenden Raum aus befeuert. Sowohl Kaminöfen wie auch Kachelöfen verloren mit der Zeit ihre Doppelfunktion als Herd und Heizung und wurden immer häufiger ausschließlich zum Beheizen von Räumen eingesetzt.
Moderne Weiterentwicklungen: Heizeinsätze und wasserführende Öfen
Im 19. Jahrhundert wurden Kaminöfen mit gusseisernen Heizeinsätzen immer beliebter. Der Vorteil der oftmals mit Schamottgestein ausgekleideten Einsätze: Sie einhielten in kompaktem Format sämtliche Feuerungsbauteile wie Brennkammer, Rost, Aschekasten und Ofentür – und konnten bei Bedarf ausgetauscht oder sehr einfach repariert werden. Außerdem hatten solcherart gestaltete Öfen ein höheres Raumheizvermögen als ähnlich große Modelle ohne Heizeinsatz.
In den späten Neunzigerjahren des 20. Jahrhunderts nahmen Kamin- und Kachelöfen eine weitere große Entwicklungsstufe: Die Einführung der wasserführenden Technologie. Dazu brachte man die Vorteile eines Festbrennstoffkessels mit der Funktionsweise von Kaminöfen zusammen: Die Öfen wurden zusätzlich zu den klassischen Bauteilen Brennkammer und Ofenrohr mit einer Wassertasche im Inneren ausgestattet. Dieses Wasserreservoir wird mit einem üblicherweise im Keller angebrachten Warmwasserspeicher verbunden – und schon lässt sich mit einem handelsüblichen Kamin oder Kachelofen nicht nur ein Raum, sondern das ganze Haus beheizen. Welche Technologie in seinem Inneren steckt, sieht man dem wasserführenden Kamin dabei von außen gar nicht an.